Der Titel des Bildes mit genauer Zeit- und Ortsangabe verdeutlicht, worum es den Impressionisten und Maufra im Speziellen ging, nämlich die Stimmung eines reizvollen Augenblicks festzuhalten. Die Lichtverhältnisse am Spätnachmittag brachten Farben hervor, die sonst nicht zu sehen waren. Im Winter herrschte ein anderes Licht vor als zu den anderen Jahreszeiten. Frei nach dem Manet-Zitat: „Ich male, was ich sehe und nicht, was andere zu sehen belieben.“, malte auch Maufra, was er vor Ort sah und nicht, was andere zu sehen gewöhnt waren. Es ging um den unmittelbaren optischen Reiz des Gesehenen und die Interpretation des Künstlers. Nicht das Motiv – ein paar Felsen und viel Wasser – ist beim vorliegenden Gemälde entscheidend, sondern dessen geniale Umsetzung durch den Künstler. Winterbilder sind im Impressionismus selten und genau deshalb dürfte Maufra sich dieser Jahreszeit angenommen haben. Er malte die Szene höchstwahrscheinlich im Freien und fing mit dem Licht und den Farben auch die Frische ein. Die untergehende Sonne des Spätnachmittags, die die Felsen und die Wellen mit einem rosigen Schimmer überzieht, kann das grünblaue, im Schatten dunkelgrüne Wasser nicht mehr erwärmen. Mit den kurzen, impressionistischen Farbkommata sind die vielen kleinen Wellen der bewegten See dargestellt. Die Verwendung von Weiß in Form von pastosen Wellenkämmen oder als Mischfarbe im Himmel und Meer am oberen Bildrand suggeriert Winter, auch wenn man den Bildtitel nicht gelesen hat. Die nach rechts offene Bildkomposition mit hohem Horizont und angeschnittenen Felsen und die graphischen, dekorativ angeordneten Wellenkämme im Vordergrund erinnert an japanische Holzschnitte, die bei den Impressionisten und Sammlern, besonders in der Bretagne, sehr beliebt waren und auch Maufra beeinflusst haben.

„Spätnachmittag im Winter, Küste der Belle-Ile-en Mer“ ist das spannendste und künstlerisch überzeugendste Gemälde Maufras, das im Moment auf dem Markt zu erwerben ist.