Es blüht in Schwarzweiß
Schwer trägt der „Frühlings“-Putto von Michael Powolny an seiner Blütenpracht, die er in Händen hält. Dabei ist sie nicht einmal bunt, sondern schwarz-weiß, was der Herzigkeit des Ganzen aber keinen Abbruch tut. Um 1907 hat Michael Powolny die Skulptur entworfen, ausgeführt wurde sie von Wiener Keramik, und Galerie Susanne Bauer bietet sie in erstklassigem Originalzustand an. Michael Powolny und Bertold Löffler haben die Die Wiener Keramik 1907 gegründet, die Objekte wurden hauptsächlich von der Wiener Werkstätte vertrieben. „Die vier Jahreszeiten“, Allegorien in Putto-Gestalt, waren dabei ein Renner, sind es bei Sammlern bis heute – und es gibt sie natürlich auch in bunt.
Farbmaterie als Schmiere
Bunt ist auf jeden Fall Arnulf Rainers „Hand und Fingermalerei“ 1983/84, Öl auf Malkarton bei der Galerie Artziwna. Klingt nach kindlichem Übermut, passierte jedoch zufällig und wurde bald Konzept: 1973 brach Rainer der Pinsel, worauf er, um Rhythmus und Konzentration nicht zu verlieren, einfach mit den Fingern weitermalte – und so selbst zum Malinstrument wurde. „Nachdem ich viele Kartons auf dem Boden aufgelegt hatte und von einem zum anderen kroch, um die Farbmaterie als Schmiere, Markierung, Spur zu hinterlassen, fand ich zu einer sehr physischen Malweise.......meine Hände waren dabei immer schmutzig, wund und offen, meine Knie aufgeschürft“, meinte er 1982 dazu.
Sechs Tage Rot
Aktion verlangt auch die Arbeit von Hermann Nitsch, der seine Schüttbilder aus dem Wiener Aktionismus heraus entwickelt hat. Bei Schütz Fine Art trifft man auf eine Arbeit „Ohne Titel“, Acryl auf Jute, 100 x 80 cm, aus dem Jahr 2007. Im Gegensatz zu Rainers Buntheit beschränkt sich Nitsch auf Rottöne. 2007 war ein wichtiges Jahr für Nitsch, wurde doch sein eigenes Museum in Mistelbach eröffnet. Unweit seines Schloss Prinzendorf, dem Schauplatz seines „Orgien Mysterien Theater“, das 6-Tage-Spiel, für Nitsch soll es „das grösste und wichtigste fest der menschen werden (es ist ästhetisches ritual der existenzverherrlichung). es ist gleichzeitig volksfest und zu bewusstsein gebrachtes mysterium der existenz.“ (Schütz Fine Art)
Christus im Dunkelrot
Erstaunlich, dass das „Allessehende Auge Gottes“, eine Feinmalerei aus dem Russland des 19. Jahrhunderts beiBrenske Gallery Münchenin seiner Tonalität, den Rot- und Brauntönen, dem Schüttbild von Nitsch ähnelt. Die Komposition symbolisiert den Kosmos, der von den zentralen Elementen des Christlichen Weltverständnisses durchdrungen ist: Im Zentrum erscheint Christus, von dem ein vierzackiger dunkelroter Stern ausgeht. Das Christusmedaillon umgibt ein weiterer hellroter Kreis mit Ausschnitten aus Gesichtsfeldern (ein Augenpaar, eine Nase und ein Mund), der seinerseits von einem dunkelblauen Kreis mit Strahlen eingefasst wird, der oben das nimbierte Antlitz der Gottesmutter aufnimmt. Dieses Strahlenrund wird nach außen von sechs Medaillons umfangen.
Riviera im Abendrot
Den Kosmos in schönster, sonnig südlicher Form hat Alfred Zoff unter anderem mit seinem „Abend über Nervi“, 1896, in Öl auf Leinwand, 67 x 117 cm, eingefangen. Die Galerie Martin Suppan widmet dem österreichischen Stimmungsimpressionisten und bedeutenden Marinemaler in Salzburg eine Einzelpräsentation. Peter Peer von der Neuen Galerie Graz zählt Zoffs Meeres- und Küstenlandschaften zu den besten der österreichischen Malerei. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt daher auch bei den südlichen Meer- und Küstenmotiven, die Zoff schon zu Lebzeiten ungemein beliebt machten. Zu Zoffs Kunden zählte auch Kaiser Franz Joseph I., der ein großer Liebhaber seiner Bilder war und insgesamt acht Gemälde erwarb.
Es grünt golden!
Zum Schluss bleibt die Frage, wie man Gold als Farbe einordenden darf? Weiß-, Gelb- und Rotgold kennen die Juweliere – wertvoll und begehrt ist es in jedem Fall. Vor allem wenn es so wunderbar glänzt, wie das Herz aus Blättern, das dank The Old Treasury in der Residenz Damenherzen höher schlagen lässt. Das zauberhafte Blattwerk aus 18 karätigem Gold ist etwa um 1960 in den Werkstätten des Pariser Traditionsjuweliers Boucheron gewachsen. Das Vintage-Stück führt schlagend den Beweis, das zartes Grün nicht immer grün sein muss!